Zyklisch leben – so einfach geht´s

Zyklisch leben – so einfach geht´s

5. März 2022 0 Von Marina

Oft werde ich komisch angeguckt und es wird uninteressiert abgewunken, wenn ich erzähle zyklisch zu leben.
Aber Fakt ist, dass wir Frauen zyklisch sind. Und es in unserer Hand liegt, wie wir damit umgehen.
Dabei klingt „zyklisch leben“ viel abgedrehter als es eigentlich ist… Die Kernpunkte liegen im Grunde darin, dass wir unsere Zyklusphasen kennen, bewusst wahrnehmen und versuchen die Stärken und Schwächen in unseren Alttag zu integrieren.

In der heutigen Zeit ist alles um uns herum so viel schneller und lauter. Hinzu kommt der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft. Frauen sollen die gleiche Leistung erbringen, wie Männer (was rein biologisch schon gar nicht möglich ist).

Dabei haben wir verlernt uns selbst wahrzunehmen. Wir ignorieren unsere inneren Bedürfnisse . Viele Frauen leben nach dem Motto: „Höher, schneller, weiter…“, ignorieren ihre Natur und das nicht selten auf Kosten ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens.
Oder aber sie leiden Monat für Monat unter ihrem Zyklus. Sie lassen sich durch ihn beherrschen.

Wir müssen uns unbedingt bewusst werden: Die Natur hat uns unseren Zyklus nicht geschenkt, damit wir unter ihm leiden!
Unser Zyklus bringt so viele tolle Facetten mit sich! Es wird Zeit das wir diese für uns nutzen.

Wie mit allem im Leben geht es auch bei unserem Zyklus darum, wie wir mit ihm umgehen und ihn für uns annehmen. Wir können darunter leiden oder die einzelnen Phasen für uns nutzen.

Welche Vorteile bringt es zyklisch zu leben?

Unseren Zyklus wahrzunehmen und die einzelnen Phasen bewusst zu nutzen kann uns enorm helfen. Leben wir entgegen unserem Zyklus kann das u.a. zu Zyklusbeschwerden führen. Es kostet uns enorm viel Energie.
Wir sollten unseren Zyklus als Kompass sehen. Er weist uns unseren Weg als Frau.

Kennen wir unsere Zyklusphasen leben wir achtsamer und sind verständnisvoller mit uns selbst. Die Auseinandersetzung mit Verhütung und Kinderwunsch fällt uns leichter. Für Zyklusbeschwerden können wir schneller Ursachen finden.

Deine Zyklusphasen

Innerhalb unseres Zyklus sind wir wellenförmigen Hormonschwankungen ausgesetzt. Diese wiederholen sich in jedem Zyklus. Beobachtest du dich und deinen Zyklus mehrere Monate lang genauer wirst du schnell immer wiederkehrende Muster aufspüren.

Menstruation

Die Menstruation ist unser innerer Winter. Unsere Gebärmutterschleimhaut wird abgebaut, unser Körper befreit sich vom alten Zyklus und startet in einen neuen. Das kostet Energie. Wir fühlen uns oft müde und schlapp und wir haben das Bedürfnis nach Rückzugs und Einkuscheln.
Uns ist mehr nach Ruhe und Geborgenheit, welche wir in einer Beziehung dann häufig bei unserer:m Partner:in suchen.

Während der Menstruation ist die Kommunikation unserer linken und rechten Gehirnhälfte so groß, wie in keiner anderen Phase unserers Zyklus. Das führt dazu, dass wir in dieser Zeit viel mehr hinterfragen und in Frage stellen.
Auch die Wahrnehmung unseres Bauchgefühls ist in dieser Zeit intensiver als sonst.
Häufig sind es immer wiederkehrende Gedanken, Ängste und Sorgen die da hochkommen. Schaue genau hin… Eventuell sind das alte Glaubenssätze die noch aufgelöst werden dürfen.

Während unserer Menstruation können uns auch immer wieder neue Ideen und Gedanken kommen. Notiere diese und starte nicht gleich mit der Umsetzung.
Gönn dir lieder ein bisschen Zeit für dich und tu dir etwas Gutes. Denn genau das brauchen wir während unserer Periode mehr als in anderen Zyklusphasen.
Die Ideen kannst du besser in der nächsten Zyklusphase umsetzen, denn da steigt auch dein Energielevel wieder an.

Follikelphase

Die Follikelphase ist unser innerer Frühling. Alles erwacht zu Leben und beginnt zu blühen.
In dieser Phase erreichen wir unser höchstes Energielevel, was wir unbedingt zur Umsetzung unserer Ideen nutzen sollten.

Wir werden in dieser Phase immer selbstsicherer und fühlen uns attraktiver. Diese Eigenschaften kann man nun hervorragend darfür nutzen neue Menschen kennen zu lernen, Vorträge zu halten, neue Dinge zu lernen und auszuprobieren etc.
Wir sollten unsere erste Zyklusphase also genießen und spüren wie wir Tag für Tag mehr aufblühen.

Man bezeichnet diese Phase auch als Phase der Kreativität. Nutze diese Energie dafür neue Projekte zu starten und deine Kreativität auszuleben.

Eisprung

Ich liebe die (leider sehr kurze) Zeit meines Eisprungs!!! Der innere Sommer…

In dieser Phase erreicht unser Energielevel seinen Höhepunkt.
Wir fühlen uns so selbstsicher und attraktiv wie zu keiner anderen Zeit im Zyklus. Und das nimmt auch unsere Umgebung wahr.

Eine Studie von Geoffrey Miller von der University of New Mexico in Albuquerque hat gezeigt, das Tänzerinnen in einem Stripclub während ihres Eisprungs mehr Trinkgeld bekommen, als in anderen Zyklusphasen. Sie haben in dieser Zeit durchnittlich 50% mehr Trinkgeld bekommen. Während ihrer Menstruatioin bekamen sie am wenigsten Trinkgeld.
Bei Tänzerinnen, die mit der Pille verhüteten, blieb das Trinkgeld über den gesamten Zeitraum der Studie konstant.

Auch die Zeit mit unserer:m Partner:in ist während des Eisprungs ganz besonders. Wir fühlen uns stark zueinander hingezogen und genießen die gemeinsame Zeit.

In dieser kurzen knackigen Phase sind wir sehr selbstbewusst, wissen was wir können und stehen für uns selbst ein. Auch unsere Kommunikationsfähigkeit ist während des Eisprugs unfassbar gut und wir sind schlagfertiger.
Die perfekte Zeit für Bewerbungsgespräche, Gehaltsverhandlungen, neue Projekte oder dem Treffen wichtiger Entscheidungen.

Lutealphase

Der innere Herbst. Vielen Frauen graut es vor dieser Phase. Sie bringen sie mit PMS und zyklischen Beschwerden in Verbindung.

Aber Schmerzen, starke Stimmungsschwankungen und andere Beschwerden sind nicht normal! Sie haben eine Ursache. Diese Symptome sind die Sprache deines Körpers. Sie wollen dir mitteilen, dass irgendwo etwas nicht stimmt.
Nimm deine Beschwerden also bitte nicht einfach hin, sondern suche nach der Ursache und Lösung.

In dieser Zeit sinkt unser Energielevel und wir sind weniger aktiv.
Wir dürfen es wieder ruhiger angehen lassen und uns zur Nummer Eins machen. Räum dir also wieder mehr Zeit für dich ein.
Zu Hause fühlen wir am wohlsten und haben es gerne gemütlich.
Bei vielen Frauen zeigt sich das durch den Drang nach Ordnung und Sauberkeit. Die Wohnung wird auf Vordermann gebracht.

Während unserer Lutealphase kommen immer mal wieder „negative“ Gefühle und Gedanken hoch. Das ist vollkommen in Ordnung. Lass die Gefühle zu und drück sie nicht weg.
Ebenso kann es sein, dass Dinge, die schon lange in deinem Unterbewusstsein festsitzen hochkommen. Das können Traumata oder prägende Kindheitserlebnisse sein. Schau hier genau hin und gehe diesen Gedanken auf die Spur.
Was darfst du hier für dich noch auflösen? Versuche doch mal deinen Gedanken und Gefühlene mithilfe einer Mediation gezielt auf den Grund zu gehen.

Die Zyklusphasen nutzen

Du weißt nun, welche Eigenschaften die verschiedenen Zyklusphasen haben. Um ein Bewusstsein für dich zu bekommen, kannst du deinen Zyklus tracken und Dinge wie deine Basaltemperatur, deinen Zervixschleim oder deinen Muttermund täglich beobachten.

Hilfreich ist auch ein Zyklustagebuch. Notiere dir hier alles was dir wichtig erscheint, wie z.B. deine Stimmung, deine Energie, deine Emotionen, deine Gedanken usw.
Schon bald wirst du ein Muster erkennen und du bist viel achtsamer und aufmerksamer mit dir und deinem Zyklus.

Unperfekt perfekt

Wie du siehst, hat jede Zyklusphase ihre ganz eigenen Facetten. Diese in seinem Leben wahrzunehmen und berücksichtigen kann dir in allen Bereichen enorm viel helfen.

Und dabei geht es gar nicht darum sein gesamtes Leben perfekt auf den eigenen Zyklus auszurichten. Viel mehr sollten wir die Phasen kennen und wahrnehmen. So können wir liebevoller und achtsamer mit uns selbst umgehen. Wir lernen Gefühle besser anzunehmen, weniger Energie zu haben und weniger leistungsfähig zu sein, ohne uns dafür zu verurteilen. Haben wir das einmal verinnerlicht, können wir nach und nach Dinge wie Sport oder Ernährung nach Zyklusphasen in unseren Alltag einbauen.

Mich persönlich haben diese vielen Erkenntnisse enorm bereichert. Ich habe z.B. weniger ein schlechtes Gewissen, Verabredungen abzusagen, wenn mir nicht danach ist. Ich verurteile mich nicht mehr dafür, einfach mal auf dem Sofa zu liegen und unproduktiv zu sein, während ich meine Periode habe. Das ist vollkommen in Ordnung, denn die Zeit mit mehr Energie wird kommen. Auch genieße ich die Zeit meines inneren Frühlings und Sommers umso mehr und lasse den Haushalt einfach mal Haushalt sein. Der nächste Putzflash in meiner Lutealphase wird kommen.
Ich habe gelernt meine Ressourcen besser einzuteilen. So geht es mir den gesamten Zyklus über besser.