Vorurteile über „natürliche Familienplanung“ (NFP)

Vorurteile über „natürliche Familienplanung“ (NFP)

22. Oktober 2020 0 Von Marina

Immer wieder begegnen mir in Gesprächen eine Menge Vorurteile über hormonfreie Verhütung und „natürliche Familienplanung“ (NFP).
Die erste Frage, wenn man jemandem erzählt, dass man NFP anwendet ist „Ach… Ihr möchtet noch ein zweites Kind?“

Aber man darf den Leuten keinen Vorwurf machen. Auch ich hatte keine Ahnung von NFP, bevor ich mich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt habe. Wahrscheinlich hatte ich sogar genau die gleichen Vorurteile….

Heute weiß ich es besser und es ist höchste Zeit, die Vorurteile aus der Welt zu schaffen.

1. NFP kann man nur während der Kinderwunschzeit nutzen

Falsch!
NFP eigenet sich sowohl in der Kinderwunschwzeit, als auch zur Verhütung ganz hervorragend.
Anhand der Beobachtung von Basaltemperatur und einem Symptom, also Zervixschleim oder Muttermund, lässt sich ganz hervorragend die fruchtbare und unfruchtbare Zeit im Zyklus bestimmen.
Du kannst also entscheiden, ob Du zusätzlich verhüten möchtest, um eine Schwangerschaft zu verhindern oder eben genau in der fruchtbaren Phase mit Deinem Partner schlafen, um Deinen Kinderwunsch wahr werden zu lassen.

2. NFP ist unsicher

Um eins vorweg zu nehmen…. Es gibt KEINE Verhütungsmethode, die eine 100%ige Sicherheit garantiert, außer du verzichtest komplett auf Sex.

Aber NFP hat eine Sicherheit von 99,7%, also eine Methodensicherheit von 0,3, was der gleichen Sicherheit entspricht wie der Pille.
Natürlich ist es Vorraussetzung die Methode zu beherrschen, aber ebenso muss man bei der Pille wissen, was die Wirkung stören kann und man eine Zweite einnehmen oder anderweitig verhüten muss.

3. NFP muss man erlernen

Tatsächlich kann ich diesem Vorurteil nichts entgegen bringen.
Ja, die Methode muss erlernt werden, um wirklich sicher zu sein, aber du hast auch ein Leben lang etwas davon!

Vergleichen kann man es gut mit dem Führerschein…. Man lernt einmal und profitiert den Rest seines Lebens davon.
So ist es auch mit NFP. Und NFP dient ja nicht nur der Verhütung oder dem Kinderwunsch, sondern ist auch einer der besten Möglichkeiten, deinen Körper kennenzulernen. (Denk immer dran… Deine Menstruation & Dein Zyklus sind ein hervorragendes Vitalzeichen, an denen man wunderbar Rückschlüsse auf die Gesundheit ziehen kann)

4. Man braucht einen regelmäßigen Zyklus

Auch einen Satz, den man immer wieder hört… Aber das ist so keinesfalls richtig.

Zyklus für Zyklus, immer wieder aufs Neue, wird der Eisprung und somit die fruchtbare und unfruchtbare Zeit bestimmt.
Esist also egal ob Dein Zyklus mal 26 Tage oder mal 33 Tage lang ist und er schwankt.
Außerdem ist es vollkommen normal, dass die Zykluslänge im Laufe eines Jahres unterschiedlich ist. Wir sind schließlich kein Uhrwerk!

5. NFP ist aufwendig

Wir Menschen sind flexibel und gewöhnen und unheimlich schnell an neue Situationen.
Denk mal über Deine Gewohnheiten nach…. Auch die haben sich irgendwann automatisiert.
So haben wir uns ja auch im Laufe unserer Kindheit angewöhnt, 2 mal täglich unsere Zähne zu putzen…. Und? Es ist ganz normal und gehört zu unserem Alltag.

So ist es auch mit NFP. Man gewöhnt sich unheimlich schnell an das tägliche Messen der Basaltemperatur und das Beobachten des Zervixschleims /Muttermundes.
Es gehört irgendwann einfach zum Alltag und man greift unmittelbar und automatisch nach dem „Augen öffnen“ zum Thermometer.

6. Sämtliche Störfaktoren müssen vermieden werden

Falsch! Das Leben geht weiter! Auch mit NFP!

Welche Störfaktoren sich bei Frauen bemerkbar machen ist ganz individuell.
Bei der ist der Zyklus wahnsinnig „robust“ und es stört so gut wie nichts. Andere hingegen sind da ein bisschen empfindlicher.
Das muss jede Frau für sich selbst herausfinden. Aber wenn man seine Störfaktoren einmal kennt, kann man diese in der Auswertung berücksichtigen, denn auch dafür gibt es Regeln.

Es ist also vollkommen unnötig, dass Du zukünftig auf Alkohol oder Partys verzichtest. Wichtig ist nur, dass du deine individuellen Störfaktoren kennst und diese bei deiner Auswertung berücksichtigst.

7. Man muss immer zur gleichen Zeit messen

Auch dieses Vorurteil stimmt so nicht.

Hier verhält es sich, wie bei dem vorherigen Punkt. Es ist ganz individuell….
Bei der einen Frau stört es die Basaltemperatur, wenn sie eine Stunde später misst als üblich. Eine andere Frau kann 3 Stunden später messen und es macht keinerlei Unterschied.

Finde es für sich heraus und schau, wie es sich mit Deiner Temperatur und unterschiedlichen Messzeiten verhält.
Ich persoönlich kommen besser klar, immer zur gleichen zeit zu messen. Und das noch nicht mal unbedingt, weil meine Basaltemperatur dann Ausreißer hat, sondern eher weil ich es nur schwer aushalten kann, wach zu werden, auf Toilette zu müssen und davor noch 3 Minuten zu messen (3 Minuten können einem verdammt lang vorkommen, wenn man Pipi muss).

8. NFP ist nichts für junge Mädchen

Ich hätte mir gewünscht schon viel früher von dieser Methode zu erfahren.

NFP bietet vorallem jungen Frauen und Mädchen eine tolle Möglichkeit von Anfang an, ihren Zyklus und Körper kennenzulernen und mit ihm zu wachsen.
Natürlich benötigt es ein gewisses Maß an Verantwortung, aber das ist bei jeder Verhütungsmethode so.
Eine Pille muss regelmäßig eingenommen werden und man muss wissen, wie man sich z.B. bei Durchfall oder anderen Störfaktoren verhält, ein Kondom muss richtig benutzt werden, ebenso ein Diaphragma etc.

Verhütung kommt also nicht ohne Verantwortung aus.
Und es geht ja nicht darum eine junge Frau allein im Rege stehen zu lassen…. Unterstütze Deine Tochter, Nichte, Freundin oder wen auch immer beim Erlernen der Methode, indem ihr sie gemeinsam lernt oder zusammen an einem Beratungsgespäch teilnehmt. Das schafft gemeinsame Erinnerungen und o kann jeder noch etwas lernen.